Die Sikh-Religion (im Punjabi Sikhī, ਸਿੱਖੀ) ist eine im 15. Jahrhundert entstandene Religion, die auf den Stifter Guru Nanak zurückgeht. Die im Punjab (Nord-Indien) begründete Religion – im deutschen Sprachraum auch als Sikhismus bezeichnet – hat über 20 Millionen Anhänger und zählt zu den jüngsten monotheistischen Weltreligionen.
Wesentliche Merkmale der Sikh-Religion sind die Betonung der Einheit der Schöpfung, die Abkehr von „Aberglauben“, traditionellen religiösen Riten und sozialer Hierarchisierung entlang Religion, Herkunft und Geschlecht. Es existieren jedoch verschiedene formale Vorgaben z.B. bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar zu machen. Guru Nanak sowie seine neun nachfolgenden Gurus (religiöse Vorbilder) unterstreichen in ihren Einsichten, die schriftlich in dem Werk Guru Granth Sahib überliefert sind, ihr Verständnis, über vorhandene Religionen hinauszugehen und distanzieren sich inhaltlich von den dominierenden religiösen Traditionen ihres Zeitalters, darunter Buddhismus, Hinduismus und Islam.
Die Mehrheit der Sikhs (wörtlich Schüler) – ungefähr 80% – lebt in der Ursprungsregion im indischen Bundesstaat Punjab sowie in Neu Delhi. In Großbritannien, Nordamerika sowie in südasiatischen Staaten (unter anderem Malaysia, Singapur und Thailand) leben zusammen genommen weit über eine Million Sikhs. In Deutschland haben sich etwa 10.000 Sikhs vor allem in Ballungszentren wie Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und Stuttgart niedergelassen. Im Gegensatz zu Großbritannien und Nordamerika, wo Sikhs weithin bekannt sind und auch wichtige (staatliche) Ämter bekleiden, sind sie in Mitteleuropa aufgrund ihrer relativ geringen Anhängerzahl eher unbekannt. In ganz Indien leben ungefähr 13 Millionen Sikhs, das sind 82% aller Sikhs, und bilden damit die viertgrößte Religionsgemeinschaft des Landes, obwohl sie nur zwei Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. In Indien sind zehn Prozent aller Soldaten und 20% der Offiziere Sikhs.
Praktizierende Sikhs, vor allem männliche Religionsanhänger, erkennt man an einem kunstvoll gebundenen Turban. Die Kopfbedeckung samt ungeschnittenem Haar – eine Tradition, die zu Zeiten der Gurus fortschreitend an Bedeutung gewann – drückt entsprechend dem Selbstverständnis der Sikhs Weltzugewandheit, Nobelhaftigkeit und Respekt vor der Schöpfung aus (vgl. Uberoi 1996). Allerdings darf der Turban erst ab der Dastur-Bandhi-Feier getragen werden. Einige wenige Sikh-Frauen tragen ebenfalls einen Turban; jedoch bevorzugen Sikh-Frauen, die auf eine Kopfbedeckung wert legen, ein dünnes Stofftuch. Fast alle Sikhs tragen als Zeichen der Gemeinschaftlichkeit einen Armreif.
Sikhs, die sich für die Bruderschaft Khalsa haben initiieren lassen (siehe auch Geschichte), tragen die fünf Kakars. Diese umfassen: Kes (ungeschnittenes und gepflegtes Haar: Abgrenzung von asketischen Traditionen, Respektsbekundung für die Schöpfung, d. h. ein Sikh lehnt sich nicht gegen die Naturgesetze auf, die Gott erschuf), Kangha (Holzkamm: für die Haarpflege), Kirpan (kleiner Dolch: ursprünglich ein Schwert zur Selbstverteidigung; Sinn für Selbstachtung, Gnade und Gerechtigkeit), Kadha (eiserner Armreif: ursprünglich zum Schutz gegen Schwerthiebe) und Kachera (eine kurze Hose/Kniehose), als Zeichen von Hygiene, die zu damaligen Zeiten keinen Standard bildete, aber auch als Zeichen von sexueller Enthaltsamkeit.