Scientology [ˈsaɪənˌtɔːlədʒi] ist eine Bewegung, deren Ideologie auf Schriften des US-amerikanischen Schriftstellers L. Ron Hubbard zurückgeht. Sie wird wissenschaftlich oft den Neuen Religiösen Bewegungen zugerechnet. In ideeller Hinsicht sind Lehre und Praxis Scientologys von szientistischen und psychotherapeutischen Komponenten geprägt, die später um transzendente Aspekte erweitert wurden.
In der Öffentlichkeit ist Scientology außergewöhnlich umstritten. In Deutschland erreichten die Kontroversen Mitte der 1990er-Jahre ihren vorläufigen Höhepunkt. Seit 1997 wird die Scientology-Kirche aufgrund eines Beschlusses der Innenministerkonferenz durch den Verfassungsschutz beobachtet.
Der Begriff Scientology ist aus dem Partizip Präsens Aktiv des lateinischen Verbs scire („wissen“) bzw. dessen nominalisierter Form scientia („Wissen“, „Wissenschaft“) und dem griechischen λόγος (Logos, u. a. „Wort“, „Rede“) zusammengesetzt und wird von der Scientology-Kirche mit Wissen über das Wissen übersetzt.
1950 entwickelte L. Ron Hubbard in Dianetics (deutsch: „Dianetik“) ein System von Psychotechniken, das er 1952 in „Scientology 8–80“ zu einer Weltanschauung mit dem Anspruch einer Religion erweiterte. In den Jahren von 1950 bis 1954 existierten eine Reihe unterschiedlicher Gruppen, teils als kurzlebige formale Organisationen, die versuchten, Hubbards Lehren umzusetzen. 1953 ließ Hubbard die Church of Scientology als Markenzeichen eintragen und gründete im Februar 1954 mit der Church of Scientology of California die erste Zweigstelle. In der folgenden Zeit erweiterte er das scientologische Gedankensystem um kosmologische und metaphysische Elemente, systematisierte die Ideologie und gestaltete die Organisation hierarchischer. In den Jahren bis 1967 konnte seine Church of Scientology quasi einen Alleinvertretungsanspruch für Scientology erlangen, expandierte in den USA und dehnte sich auch ins Vereinigte Königreich, nach Australien, Neuseeland, Südafrika sowie in das damalige Rhodesien aus. Ende der 1960er Jahre war Scientology auf seinem vorläufigen Erfolgshöhepunkt angelangt.
Im folgenden Jahrzehnt expandierte Scientology weniger stet; in Kopenhagen wurde eine Filiale für Kontinentaleuropa eingerichtet, und Scientology versuchte in Skandinavien, Deutschland und den Benelux-Staaten Fuß zu fassen. Während die Zahl der Niederlassungen wuchs – in den USA und in Großbritannien wurden allein zwischen 1971 und 1977 einhundert Missionen gegründet, in Kontinentaleuropa weitere dreißig, entfernte sich Hubbards 1967 gegründete Sea Organization, die von da an faktische Machtzentrale Scientologys, welche zunächst bis 1975 auf einem Schiff im Pazifik untergebracht war, immer stärker von der Basis der anderen Scientology-Organisationen. Gleichzeitig wurde Hubbards Führungsstil zunehmend autokratischer. Nachdem einige führende Mitglieder der Church of Scientology Hubbards Organisation und Führungsstil als zu autoritär betrachteten, gründeten diese in den Jahren ab 1982 eigenständige Gruppen, insbesondere die Freie Zone. So kam es von 1982 bis 1984 zu vermehrten Austritten aus Hubbards Organisation.
Nach dem Tode Hubbards 1986 stabilisierte sich die Organisation unter Führung des von David Miscavige gegründeten und geleiteten Religious Technology Centers. Unter Miscavige hat sich Scientology vor allem einer Produktdifferenzierung gewidmet und eine Reihe neuer Unterorganisationen gebildet.
Aber auch in geographischer Hinsicht versuchte Scientology, weiter zu expandieren. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs eröffnete sich religiösen Bewegungen ein neues Missionierungsgebiet. Auch Scientology versuchte in den so genannten postkommunistischen Staaten Fuß zu fassen und hatte dabei gemischten Erfolg. Zum Beispiel gelang es in Russland zwar eine „größere Anhängerschaft“ zu bilden; jedoch geht der russische Staat sehr repressiv gegen Scientology-Organisationen vor. In Ostdeutschland hatte Scientology unerwartet geringen Erfolg.